Bikulturelle Identität in Berlin-Kreuzberg

Menschen, die länger in einem fremden Land leben, erweitern ihre Identität um Aspekte der neuen Kultur. Forschung zeigte, dass die Wahrnehmung von Kompatibilität zwischen kulturellen Aspekten zur psychologischen Integration führen kann, was mit erhöhtem Wohlbefinden verbunden ist (Bicultural identity integration; Benet-Martínez & Haritatos, 2005).

Ziel dieser Studie war, zentrale Aspekte erlebter bikultureller Identität und Kompatibilitätswahrnehmung in dem diversifizierten Stadtteil Berlin-Kreuzberg zu untersuchen. Sechs Personen, die seit circa 18 Jahren dort wohnten und aus dem europäischen Ausland (Polen, Türkei) kamen, nahmen 2014 an dieser Photovoice Studie teil.

In dieser Studie manifestierten sich die wichtigsten Aspekte der erlebten bikulturellen Identität in Berlin-Kreuzberg auf interaktionaler Ebene. Es waren positiv und negativ erlebte, alltägliche Diversität und Vermischung sowie ein von Offenheit geprägtes Sozialklima. Dies war mit hoher sozialer und lokaler Identifizierung, der Wahrnehmung hoher Kompatibilität der dualen Kulturen, der Wahrnehmung zahlreicher Identifizierungsmöglichkeiten, dem Erleben von Schutz vor institutioneller und struktureller Diskriminierung und dem Erlernen von Resilienz verbunden. Implikationen ergeben sich u.a. für die Stadtraumplanung und Institutionen. Das können zum Beispiel multikulturelle Symbole im öffentlichen Raum, Diversitätstrainings auf institutioneller und struktureller Ebene sowie vermehrte Anerkennung der Leistungen von Ausländern durch Politik und Medien sein.


Fotos und Narrative:


Wenn ich an Kreuzberg denke, dann werde ich sentimental.

Es ist auch so … je älter ich werde … man sieht mir ja nicht an, dass ich Türkin bin und da gibt es viel öfter Situationen, wo ich mitkriege, wo man nicht politisch-korrekt spricht. Früher habe ich mich da viel mehr eingemischt … es war manchmal verrückt, was ich mitanhören musste. Was sie sich vielleicht nicht getraut hätten, wenn ich offensichtlich mit Kopftuch rumlaufen würde … ich dann uff … ich versuch das jetzt sachlicher zu sehen, das ist aber echt anstrengend.


Literatur:
Benet-Martínez, V., & Haritatos, J. (2005). Bicultural Identity Integration (BII): Components and psychosocial antecedents. Journal of Personality, 73, 1015-1050. doi: 10.1177/1367006914526297


Die Studie wurde gefördert von: