Poetry & photo

Es ist nicht unbedingt klar, das der Einsatz der ressourcenintensiven Methode Photovoice Vorteile gegenüber einer rein verbalen Methode bringt. In dieser Studie wurden die beiden Modalitäten Verbalisieren und Fotografieren empirisch untersucht. Es wurden zwei Gruppen gegenüber gestellt: eine, die nur verbalisierte und eine, die nur fotografierte. Die Daten wurden nach den Kriterien psychologische Distanz und mentale Abstraktion (Amit, Algom, & Trope, 2009; Trope & Liberman, 2010), primäre und sekundäre Emotionen (Damasio, 1994) sowie Motivation und Engagement (Ryan, 1982) analysiert.

Die Studie fand 2015 in einer Schule in Berlin statt. 23 deutschstämmige, 16-jährige Schüler*innen fotografierten oder verbalisierten ihr Zugehörigkeitsgefühl. Die Ergebnisse zeigten, dass Fotografierende signifikant höhere psychologische Nähe zu ihrer Umgebung berichteten und tendenziell aber nicht signifikant höhere Affektivität, mehr primäre Emotionen sowie höhere Motivation und Engagement als Verbalisierende. Es wurde hypothetisiert, dass durch die Kombination von Fotografieren und Verbalisieren tiefe affektiv-kognitive Reflexionsprozesse angestossen werden können. Diese können möglicherweise mit Methoden, die diese beiden Modalitäten nicht kombinieren, nicht erzielt werden.


Impressionen:



Literatur:
Amit, E., Algom, D., & Trope, Y. (2009). Distance-dependent processing of pictures and words. Journal of Experimental Psychology. General, 138(3), 400–415. https://doi.org/10.1037/a0015835

Damasio, A. R. (1994). Descartes’ error: emotion, reason, and the human brain. New York, NY: Avon Books.

Ryan, R. (1982). Control and information in the intrapersonal sphere: An extension of cognitive evaluation theory. Journal of Personality and Social Psychology, 43(3), 450.

Trope, Y., & Liberman, N. (2010). Construal-level theory of psychological distance. Psychological Review, 117(2), 440–463. https://doi.org/10.1037/a0018963